JETZT: Du hältst am Conference Day der JETZT Recruiting am 4. März die Opening Keynote „The Future of Recruiting – Best Practices for Employers“. Was dürfen sich die Konferenzteilnehmer von Deinem Vortrag erwarten?
Benjamin Ruschin: Ich beschäftige mich seit mehr als zehn Jahren damit, wie sich Unternehmen organisieren und positionieren müssen, um eine Wettbewerbsfähigkeit am Arbeitsmarkt zu erreichen. Der Wettbewerb um die Talente wird immer internationaler und aggressiver, die Messlatte für die Fachkräfte steigt und steigt, was vor allem KMUs vor eine große Herausforderung stellt. Ich werde den Teilnehmern meine Erfahrungen und Empfehlungen mitgeben, ihnen Best- und Worst-Practices vorstellen und ihnen die Basis liefern, um in ihrem Unternehmen etwas zu verändern.
JETZT: Welche Key-Insights werden die Konferenzteilnehmer von Deiner Keynote mitnehmen können?
Benjamin Ruschin: Unternehmen können Talente nur dann für sich begeistern, wenn sie es in den Inner Circle der jeweiligen Community schaffen. HR-Marketing für die Masse ist passé. Ein Zielgerichteter Fokus auf die einzelnen Talente-Zielgruppen erfordert personelle und finanzielle Ressourcen, die man sich leisten muss. Ich werde am Beispiel IT-Fachkräfte – der mit Abstand gefragtesten Talente-Zielgruppe – aufzeigen, wie eine Community-getriebene HR-Strategie in der Praxis umgesetzt werden kann.
JETZT: Inwiefern verändert sich der Recruiting-Prozess zukünftig? Und worauf müssen Arbeitgeber hier besonders achten?
Benjamin Ruschin: Recruiting-Prozesse müssen sich an die neue Marktrealität anpassen. Dort wo die Nachfrage für Talente das Angebot übersteigt, suchen nur ein Bruchteil der Talente aktiv nach einem Job. Bei den Software-Entwicklern beispielsweise, sind das laut dem WeAreDevelopers Developer Report 2019 11,5 Prozent. Ein signifikanter Teil der Zielgruppen ist zwar prinzipiell offen für neue Stellenangebote, aber sucht nicht aktiv nach einer neuen Position. Daraus ergibt sich die große Challenge für Arbeitgeber: Wie erreichen Sie Talente, die nicht auf Jobsuche sind? Wie gestalten Sie Ihre Recruiting-Prozesse, um an die passiven Jobkandidatinnen ranzukommen? Ich werde für diese Problemstellung besonders gut funktionierende Lösungen präsentieren.
JETZT: Was sind aus Deiner Sicht zukünftig die dominierenden Themen in punkto Personalgewinnung?
Benjamin Ruschin: Fachkräfte interessieren sich immer weniger für die Dach-Marke der Unternehmen. Obwohl das Thema Gehalt meistens nach wie vor das wichtigste Kriterium für Job-Kandidaten ist, gibt es eine vielzahl anderer Faktoren, die Talente in ihrer Job-und Arbeitgeber-Auswahl beeinflussen. Dazu zählen Themen wie die Diversität im Unternehmen, die Firmenkultur, die Work-Life-Balance, die Themen Gesundheit und Freizeit, das Sozialleben in der besagten Abteilung, die persönlichen Beziehungen zwischen den Mitarbeitern und ihren Vorgesetzten, die Strahlkraft und Authentizität des CEOs. All diese Themen sind in sich geschlossene Projekte mit unterschiedlichen Zeithorizonten, die die Unternehmen in Angriff nehmen müssen. Und sie sind miteinander vernetzt. Genau das macht es so schwierig und komplex, den Status „präferierter Arbeitgeber“ zu gewinnen.
JETZT: Hast Du drei Tipps für Unternehmen, um sich als moderner und attraktiver Arbeitgeber zu positionieren?
Benjamin Ruschin: Erstens, sein Sie ehrlich und authentisch. Zweitens, tun Sie alles um Ihre Zielgruppe(n) bestmöglich zu verstehen und ihre Sprache zu sprechen. Drittens, gehen Sie dieses Thema auf einer strategischen Ebene an und lassen Sie sich von den Erfolgsmodellen anderer Unternehmen inspirieren.
JETZT: Was hältst Du generell von der Idee eine monothematische Fachkonferenz zum Thema Recruiting zu lancieren?
Benjamin Ruschin: Die Idee finde ich gut, denn es braucht viel mehr Power um Unternehmen die Urgenz und Best-Practices im Bereich Recruiting aufzuzeigen. Wichtig ist nur, dass Thema Recruiting nicht isoliert zu betrachten, sondern klarzustellen, dass erfolgreiches Recruiting nur mit Veränderungen im gesamten Unternehmen, funktions- und abteilungsübergreifend, funktionieren kann.